Weinbau: Bio & Co

Wer sich heute in Deutschland mit Wein bzw. dem Anbau von Wein beschäftigt, kommt um ein Thema nicht herum: Biowein, ja oder nein? Was ist denn nun eigentlich Biowein? Und ist das wirklich besser? Wie in jeder anderen Landwirtschaft auch gibt es auch im Weinbau Unterschiede, wie die Weinberge bewirtschaftet werden. Dies schlägt sich natürlich auch in der Qualität des Weins nieder. In diesem Artikel beleuchte ich in kurzer Form die verschiedenen Anbauformen von Wein in Deutschland.

Herkömmlich


Jeder Winzer hat seine ganz eigene Philosophie, welche Pflege für die Reben, die Trauben, den Boden und das, was auf diesem wächst, am besten ist. Alle müssen sich jedoch grundsätzlich an das deutsche Weinrecht sowie an das übergeordnete EU-Weinrecht halten. Diese geben Beschränkungen und Vorgaben vor. So dürfen manche Pflanzenbehandlungsmittel nur in bestimmten Mengen verwendet werden, manche Präparate sind sogar verboten. Grundsätzlich sind aber eine ganze Menge Herbizide und Fungizide, Behandlungsmittel und andere Mittelchen, von denen man nie gedacht hatte, dass sie im Weinbau Verwendung finden, erlaubt. Aber noch lange nicht jeder Winzer benutzt auch alles, was erlaubt ist.

Unser Weingesetz
ist trotzdem noch recht strikt. Vor allem nach der Ernte, bei der Weinbereitung, unterliegt der deutsche Wein rigorosen Qualitätsanforderungen. Viel zur nachträglichen „Verbesserung“ der Weine ist in Deutschland nicht erlaubt. Für Qualitätsweine dürfen nur die Rebsorten, welche auf dem Etikett vermerkt sind, verwendet werden. Nur geringe Beimischungen sind erlaubt. Das ist in anderen Ländern anders. Auch sind die Anforderungen bei Weinen mit Prädikat, zum Beispiel Spätlese, noch mal höher.

Es dürfen allerdings eine ganze Reihe von Behandlungsmitteln verwendet werden, wie z.B. Schwefel, welcher die Gärung verzögern kann, oder auch Blausäure, welche für bestimmte Säuberungen genutzt wird. Die Angabe „Enthält Sulfite“, welche auf fast allen Weinflaschen zu finden ist, bezieht sich auf eben diesen Schwefel, ohne dessen Einsatz kaum Wein hergestellt wird. Die herkömmliche Methode des Anbaus und der Bereitung ist daher sehr qualitätsbewusst, nur bleibt das Natürliche, Ursprüngliche manchmal auf der Strecke.



Naturnah


Der naturnahe Weinbau wird eigentlich als integrierter Weinbau bezeichnet. Er ist jedoch kein biologischer Weinbau im eigentlichen Sinne. Der integrierte Weinbau respektiert die menschliche Gesundheit, er sorgt für die die Schonung der Produktionsgrundlagen und der Umwelt. Er unterliegt jedoch keiner Sonderrichtlinie außer dem deutschen Weingesetzen und natürlich dem übergeordnetem EU-Weinrecht.

Der integrierte Weinbau geht aus dem integrierten Pflanzenschutz aus den 80er Jahren hervor. Damals fand man heraus, dass viele der bis dato verwendeten Pflanzenschutzmitteln in den Boden übergehen, dort nicht abgebaut werden können und somit der der Pflanze, der Umwelt und letztlich auch dem Menschen schaden. Beim Integrierten Weinbau hat der Winzer relativ viel Spielraum: vieles kann, nichts muss.



Biologisch


Beim biologischen Weinanbau steht die ganzheitliche Betrachtung des Lebensraumes Weinberg im Fokus. Der Boden wird durch Einbringung von Stickstoffspendern möglichst fruchtbar gehalten. Ist der Boden fruchtbar, ist das Ökosystem in Takt; dass ist die These der biologisch arbeitenden Winzern. Nützlinge werden so aktiv wieder in den Weinberg eingebracht. Bei Benutzung von Pflanzenschutzmitteln gibt es strikte Vorgaben. Chemische Präparate sind kaum erlaubt.

Winzer welche biologisch Wein erzeugen sind meist in Bioverbänden Mitglied und unterlegen somit derer Vorgaben. Für die Bereitung des Weines im Keller jedoch greifen die Vorschriften (noch) nicht. Hier kommt es darauf an, wie sehr der Winzer das Konzept Bio verinnerlicht hat oder wie sehr er hinter den Theorien steht. Aus diesem Grund darf biologisch angebauter Wein auch nicht als „Bio-Wein“ bezeichnet werden, sondern stets nur als „Wein hergestellt aus biologisch erzeugte Trauben“.



Biologisch-Dynamisch


Die biologisch-dynamische Weinanbaumethode ist vielmehr als eine reine Vorschrift. Wer sich dem biologisch dynamischen Weinbau verschrieben hat, der hat sich viel mit der Materie beschäftigt. Die Maßnahmen des bio-dynamischen Weinbaus gehen nämlich auf Rudolf Steiner zurück, den Erfinder der Waldorfschulen und Mitbegründer der Anthroposophie, jener ganzheitlichen Heil-und Lebenslehre, zu der auch die Homöopathie gehört.

Dieser landbauliche Stil erfordert viel Arbeit und Mühe, denn es sind ausschließlich bio-dynamische Präparate und Stärkungsmittel erlaubt. Viele davon muss man selber herstellen. So gibt es hier Präparate wie Hornkiesel oder Hornmist, welche durch das vergraben von gefüllten Kuhhörnern in der Erde hergestellt werden. Die kosmischen Zustände spielen ebenfalls eine große Rolle, genauso wie die Mondphasen. Ein großes Thema ist es, die Reben in ihrer Lebensenergie zu stärken und so vor Krankheiten, Pilzen etc. zu schützen. Winzer, welche bio-dynamischen Weinbau betreiben, unterliegen den Vorschriften von Demeter, dem großen bio-dynamischen Anbauverband in Deutschland. Weine werden als „Weine aus bio-dynamischen Anbau“ gekennzeichnet.



Die Themen Nachhaltigkeit und Biologischer Anbau beschäftigen immer mehr Menschen. Die Verbraucher interessieren sich vermehrt mit der Herkunft und Erzeugung ihrer Produkte. Dass ein Naturprodukt wie Wein hier ebenfalls seine Herkunft offenbaren muss oder soll, ist klar. 

Immer mehr Winzer erzeugen Wein in Bio Qualität. Leider  geht es manchen eher um die Attraktivitätssteigerung ihres Weingut beim aufgeklärten Konsumenten als wirklich darum, etwas für das Gleichgewicht im Weinberg und die Umwelt zu tun. Nur Bio ist halt manchmal noch nicht genug!