Wein in der Literatur

Schon seit tausenden von Jahren lassen sich Künstler, Musiker und Dichter vom edlen Rebsaft inspirieren. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Wein auch in der Literatur eine große Rolle spielt. Zahlreiche Schriftsteller und Dichter ließen sich vom Wein nicht nur inspirieren, sondern machten ihn sogar zum Gegenstand ihrer Werke. Beispiele dafür finden sich in beinahe allen Epochen und Stilen.

Ein berühmtes Beispiel für einen deutschen Dichter, der dem Wein äußerst zugetan war, ist der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Er galt als Weinkenner und gleichzeitig eingefleischter Liebhaber von Weinen. Angeblich ließ er sich allein im Jahr 1816 um die 900 Liter des Rebsaftes in sein Anwesen liefern. Diese Menge verbrauchte er selbstredend nicht allein, sondern bewirtete damit auch seine Freunde und Gäste. Für Goethe war der Wein Quelle der Inspiration und zugleich Triebfeder seines Schaffens. Sogar an seinem Totenbett soll er noch nach verdünntem Wein verlangt haben. Einige seiner bedeutungsvollsten Werke entstanden unter dem Einfluss von Wein und ohne den Einfluss dieses Getränks müsste die Welt heute wahrscheinlich auf Meisterwerke wie Goethes „Faust“ verzichten.

Goethe trank den Wein aber nicht nur, sondern schrieb auch über ihn. Wahrscheinlich entstand auch aus einer Weinlaune heraus dieses wunderbare Gedicht:

Trunken müssen wir alle sein!
Jugend bedeutet Trunkenheit ohne Wein.
Trinkt sich das Alter in die Jugend,
so ist es wundervolle Tugend.
Für Sorgen sorgt das liebe Leben,
und Sorgenbrecher sind die Reben!
J.W.v.Goethe

Auch österreichische Dichter ließen sich gerne vom Wein beflügeln. Vom bekannten Wiener Dramatiker Ferdinand Raimund stammen folgende Verse:

Der Heurige ist ja ein Göttergetränk,
Er wirft oft die schönsten Leut` unter die Bänk.
Und wer bei Nacht will die Sonne scheinen sehn,
Der därf nur recht spät noch zum Heurigen gehn,
Drum Brüderln, ich rat eng`s, ein Heurigen trinkt`s !

Der Heurige gibt einem Menschen erst Lust,
Er stärkt ihm die Leber und frischt ihm die Brust,
Er bringt die Leut` früher in Himmel hinein,
Denn mancher, der`n trunken hat, wird schon dort sein,
Drum, Brüderln, ich rat eng`s, ein Heurigen trinkt`s !

Der Heurige kennt kein` Parteilichkeit nicht,
Er laßt sich nicht spicken, er tut seine Pflicht,
Sei`s Graf oder Bettler, da schützt gar kein Nam`,
Der Heurige packt ihn und reißt ihn zusamm`,
Drum, Brüderln, ich rat eng`s, ein Heurigen trinkt`s !

Ferdinand Reimund – Aus „Die gefesselte Fantasie“

Neben der Dichtkunst hat der Wein sogar Einzug in Comics gefunden. Das beste Beispiel hierfür ist die deutsche Comicserie Karl der Spätlesereiter. Dieser wird im Jahr 1775 vom Klostergut Johannisberg entsandt, um vom Bischof von Fulda die Genehmigung zur Weinlese einzuholen. Bis er das Klostergut erreicht, sind die Reben bereits vom Grauschimmel befallen. Karl verwendet die Trauben dennoch zur Weinherstellung und legt damit den Grundstein für die Spätlese.

Auch wenn Comicbücher klassischerweise nicht zur Weltliteratur gezählt werden, ist die Serie dennoch unterhaltsam und lehrreich zugleich. Die Abenteuer von Karl ranken sich um historische Gegebenheiten der Epoche, sowie um den Rheingau und seine Weine. So besucht er etwa die Frankfurter Kaiserkrönung oder wandelt auf den Spuren Goethes in Italien.